Veröffentlichungen

Nachdenken einer freien Frau über Tradition und Zukunft der Freimaurerei

„Wir brauchen neuen Mut und neue Ideen, auf denen unsere Zukunft wieder aufgebaut werden kann.“ An diesen starken Gedanken aus der Einladung zu dieser Weltkonferenz möchte ich mit meinem Beitrag anknüpfen. Ich bin Großmeisterin der Frauen-Großloge von Deutschland, einer Großloge für Freimaurerinnen, die im kommenden Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Unsere erste Loge entstand im Nachkriegsdeutschland 1949 in Berlin, unterstützt und ins Licht gebracht von Brüdern regulärer Großlogen. Diese Brüder hatten Mut und wir haben ihnen viel zu verdanken. Doch bitte ich Sie, mich hier nicht misszuverstehen. Ich erwähne die Brüder nicht, um uns Schwestern der Frauen-Großloge von Deutschland daraus eine Art von ererbter Berechtigung abzuleiten. Sondern tatsächlich, um ihrem Mut und ihrer Haltung Respekt zu zollen. Denn innerhalb ihrer eigenen Organisation kann ihr Handeln nicht unumstritten gewesen sein. 

Eine kleine Anekdote: Sie haben sich damals gescheut, unseren Schwestern die Farbe blau zu geben - andere Farben kamen ebenfalls nicht infrage, so dass die Freimaurerinnen schließlich ein tiefes Violett wählten.


(v.l.) Claudia Wagner, Großzeremonienmeisterin, Gretel Kühnle, Großrednerin, Gisela Bäuerlein, Zugeordnete Großmeisterin, Claudia Grieger, 1. Großaufseherin, Dominique Rabe, Großsekretärin, Urania Dübner, Großschatzmeisterin, Ax Liebermann, 2. Großaufseherin, Annette Rotermund-Fritsche, Auslandsdelegierte, Antje Hansen, Großmeisterin

 

Weitergabe und Weiterentwicklung der Inhalte und Aufgaben unseres freimaurerischen Bundes haben das Thema des diesjährigen Großlogentages der Frauengroßloge von Deutschland (FGLD) Ende Juni in Lippstadt bestimmt. Antje Hansen, wiedergewählte Großmeisterin, und ihr neu eingesetztes Team der Großbeamtinnen stehen dabei im Dienste von insgesamt rund 600 Mitgliedern aus 29 Logen, deren nördlichste Flensburg, die südlichste jetzt Konstanz ist. 

Das stete Wachstum der femininen Freimaurerei ist ein erfreuliches Zeichen dafür, dass das Interesse und der Wille zur aktiven Teilnahme an Prozessen zunimmt, die helfen, das Zusammenleben der Menschen in Frieden und Freiheit zu verbessern. 

Engagiert und dynamisch für ein besseres Miteinander in einer konfliktreichen Welt: Die FGLD mit neu gewähltem Führungs-Team. (Foto v.l.: Annegret Mahn, Urania Dübner, Antje Hansen, Ax Liebermann, Franka Dewies-Lahrs, Sylvia Gräber und Irmela Stemmler). Foto: ArtOfPicture

 

Modern, weltoffen und zukunftsorientiert – so präsentierten sich die Freimaurerinnen der Frauen-Großloge von Deutschland (FGLD)  bei ihrer Mitgliederversammlung im Juli 2016 in München. Das Treffen mit rund 100 Teilnehmerinnen aus dem ganzen Bundesgebiet war geprägt vom Vorstandswechsel. Antje Hansen aus Düsseldorf löste die bisherige Großmeisterin Marita Gründler aus Bielefeld ab. Das neu gewählte Team befasst sich in den kommenden Jahren mit Themen wie  „Alterität – Zusammenleben in Vielfalt“, „Kommunikation und Teilhabe – wie sich Mitwirkung gestalten lässt“  und „Streitkultur– die Kunst der konstruktiven Auseinandersetzung“.

Die Frauen-Großloge von Deutschland schließt sich dem Appell vieler Freimaurer-Großlogen an die europäischen Regierungen an:

Erklärung der europäischen Obedienzen
(zum Originaltext in französischer Sprache)

Die europäischen Freimaurer-Obedienzen sind bestürzt über die Tragödie, die Migranten durchleben, die aus Kriegs- und Elendsländern geflohen sind. Sie appellieren daher an die europäischen Regierungen, eine gemeinsame Politik zu verwirklichen, die für einen würdigen und menschlichen Empfang derjenigen Bevölkerungsgruppen sorgt, die sich in Not und Elend befinden. Die Unfähigkeit der Staaten, nationale Egoismen zu überwinden, ist ein neues Signal für ein krankes Europa, in dem das Eigeninteresse über das Allgemeininteresse gestellt wird.

 „Was darf Satire? Alles.“ (Kurt Tucholsky)

Freimaurerinnen stehen für das Recht der freien Meinungsäußerung

Die Frauen- Großloge von Deutschland (FGLD) verurteilt die abscheulichen Attentate von Paris. „Wir fühlen mit den Opfern und ihren Angehörigen und bekunden unsere Solidarität mit allen, die sich für Freiheit und gegen jede Form von Hass, Terror, Zwang und Gewalt einsetzen.“ Gleichzeitig warnt der Verband vor einer Pauschalverurteilung von Menschen und Gruppen, die mit solchen Gewaltakten nichts zu tun haben.

„In Freiheit leben zu können, bedeutet auch, seine Meinung frei äußern zu dürfen“, sagte die Vorsitzende der Frauen-Großloge von Deutschland (FGLD) Marita Gründler. „Dafür haben Generationen von Menschen vor uns gekämpft. Das Andenken all dieser Mutigen zu wahren und für die Freiheit der Presse und für die Freiheit der Europäer unsere Stimmen zu erheben, ist in diesen Tagen wichtiger denn je.“ Die Freimaurer und Freimaurerinnen in Belgien und Frankreich werteten den Anschlag als „Angriff auf die Werte der französischen Republik und einen ihrer Grundpfeiler, die Laizität.“

Wie Freimaurerin werden?

Eine neue Schwester, so nennen sich die Mitglieder einer Loge, wird in einer feierlichen Initiation in die Loge aufgenommen. Bis es so weit ist, müssen beide Seiten, die Loge und die Suchende, sich kennengelernt haben. Dies geschieht in der Regel über den Besuch der offenen Vortragsabende in den Logen. Im Gespräch und in der Diskussion stellen so alle Seiten über einige Monate fest, ob eine Mitgliedschaft von Interesse ist. Letztlich stellt die Interessierte einen Antrag auf Aufnahme in die Loge, über den dann die Mitglieder abstimmen. Unsere Logen sind eingetragene Vereine, e.V. Die Aufnahme in die Freimaurerinnenloge ist damit zugleich ein Vereinsbeitritt. Die Satzung kann vor dem Beitritt eingesehen werden.