Keynote bei der WCRMGL 2021

Nachdenken einer freien Frau über Tradition und Zukunft der Freimaurerei

„Wir brauchen neuen Mut und neue Ideen, auf denen unsere Zukunft wieder aufgebaut werden kann.“ An diesen starken Gedanken aus der Einladung zu dieser Weltkonferenz möchte ich mit meinem Beitrag anknüpfen. Ich bin Großmeisterin der Frauen-Großloge von Deutschland, einer Großloge für Freimaurerinnen, die im kommenden Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Unsere erste Loge entstand im Nachkriegsdeutschland 1949 in Berlin, unterstützt und ins Licht gebracht von Brüdern regulärer Großlogen. Diese Brüder hatten Mut und wir haben ihnen viel zu verdanken. Doch bitte ich Sie, mich hier nicht misszuverstehen. Ich erwähne die Brüder nicht, um uns Schwestern der Frauen-Großloge von Deutschland daraus eine Art von ererbter Berechtigung abzuleiten. Sondern tatsächlich, um ihrem Mut und ihrer Haltung Respekt zu zollen. Denn innerhalb ihrer eigenen Organisation kann ihr Handeln nicht unumstritten gewesen sein. 

Eine kleine Anekdote: Sie haben sich damals gescheut, unseren Schwestern die Farbe blau zu geben - andere Farben kamen ebenfalls nicht infrage, so dass die Freimaurerinnen schließlich ein tiefes Violett wählten.

Diese Farbe tragen wir mit Stolz bis heute. Sie unterscheidet uns von allen anderen Frauen-Großlogen, mit denen wir in Kontakt sind, z.B. bei C.L.I.M.A.F., dem Centre de Liaison International de la MAçonnerie Féminine. Auch vieles andere, was wir als freimaurerisch definieren, gab es damals noch nicht in dem Berliner freimaurerischen Frauenzirkel. Denn LOGE konnten die Schwestern sich auch noch nicht nennen.

Es dauerte mehrere Jahrzehnte, bis Mitte der 1970er Jahre an Freimaurerei interessierte Frauen aus Westdeutschland den Kontakt zu der Berliner Freimaurerinnenloge knüpften. Über Jahre fuhren sie monatlich mit dem Auto von Düsseldorf und Wetzlar über die Zonengrenze nach Berlin, um die Freimaurerinnen und deren Arbeit kennenzulernen und schließlich aufgenommen zu werden. Was für ein außergewöhnliches Engagement diese Schwestern damals zeigten! Ich mache es kurz: 1982 konnten in Düsseldorf und Wetzlar zwei weitere Frauenlogen gegründet werden und die nunmehr drei Logen gründeten noch im gleichen Jahr unsere Großloge, die heute gut 600 Schwestern in 31 aktiven Logen repräsentiert, von Flensburg bis Konstanz und von Saarbrücken bis Dresden.

Wir haben einen freien Blick, weil wir uns alles erarbeiten mussten. Bis heute bemühen wir uns darum, diese Freiheit zu bewahren. Natürlich blicken wir beeindruckt auf die langen Traditionen anderer Freimaurer Großlogen, auf den Reichtum an Schriften und Erfahrung zum Beispiel, aber der Mut, unseren eigenen Weg zu gehen und zu gestalten, wird immer wieder belohnt mit einer durch Teilhabe lebendigen Arbeit. In unserem Bund wird die Flamme weitergegeben.

Ein Beispiel: In den 2000er Jahren haben wir verschiedene Veränderungen in den Rahmen der Rituale für unsere Tempelarbeiten vorgenommen. Die wohlüberlegten Änderungen einer Expertinnengruppe fanden wenig Akzeptanz in den Logen, es fehlte der Vermittlungsschritt. 

Weiterlesen? Den kompletten Vortrag hier zum Download.

Freimaurer und Social Media

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Wie Freimaurerin werden?

Eine neue Schwester, so nennen sich die Mitglieder einer Loge, wird in einer feierlichen Initiation in die Loge aufgenommen. Bis es so weit ist, müssen beide Seiten, die Loge und die Suchende, sich kennengelernt haben. Dies geschieht in der Regel über den Besuch der offenen Vortragsabende in den Logen. Im Gespräch und in der Diskussion stellen so alle Seiten über einige Monate fest, ob eine Mitgliedschaft von Interesse ist. Letztlich stellt die Interessierte einen Antrag auf Aufnahme in die Loge, über den dann die Mitglieder abstimmen. Unsere Logen sind eingetragene Vereine, e.V. Die Aufnahme in die Freimaurerinnenloge ist damit zugleich ein Vereinsbeitritt. Die Satzung kann vor dem Beitritt eingesehen werden.